Modulübersicht


Die Module

Modul I (40h)

Grundlagen der Sexualmedizin

 

Modul II (40h)

Indikationsgebiete der Sexualmedizin, Krankheitsbilder und Störungslehre

 

Modul III (40h)

Behandlungsprinzipien und Techniken in der Sexualmedizin

 

Themenzentrierte Selbsterfahrung (50h)

 

Fallseminar (120h)

Besprechung von Behandlungsfällen unter Supervision oder 6-monatige Weiterbildung an einer Weiterbildungsstätte


Modul I: Grundlagen der Sexualmedizin (40 h)

Kompetenzziel: Der Teilnehmende kann vor dem Hintergrund eines bio-psycho-sozialen Modells Zusammenhänge menschlicher Geschlechtlichkeit und Sexualität erklären und die Bedeutung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit für den Einzelnen, das Paar und die Gesellschaft vermitteln.

 

Grundlagenwissen

  • Evolutionsbiologische Funktionen, Definitionen und Konzepte der menschlichen Sexualität
  • Somatische, psychische und soziokulturelle Grundlagen der menschlichen Sexualität
  • Grundlagen der psychosexuellen und somatosexuellen Entwicklung und deren Verlauf über die Lebensspanne, einschließlich Entwicklung der Geschlechtsidentität, der sexuellen Identität und der sexuellen Orientierung
  • Bedingungsgefüge, Formen, Verläufe, Manifestationen von sexuellem Missbrauch und seine gesundheitlichen Früh- und Spätfolgen
  • Sexualmedizinisch relevante rechtliche Grundlagen (sexuelle und reproduktive Grundrechte, Sexualstrafrecht, Personenstandsrecht, Transsexuellengesetz, Arztrecht etc.)
  • Erkennung psycho- und paardynamischer Prozesse von Sexualität und Geschlechtlichkeit, einschließlich Konflikte im sexuellen Erleben und Verhalten sowie damit verbundenen Kognitionen und Emotionen

Modul II: Indikationsgebiete der Sexualmedizin, Krankheitsbilder und Störungslehre (40 h)

Kompetenzziel: Der Teilnehmende kann die wichtigsten sexualmedizinischen Krankheitsbilder erkennen, unterscheiden und die Indikationen für die unterschiedlichen Behandlungsansätze fachgebietsübergreifend stellen.

 

Krankheitslehre

  • Ätiologie, Verlauf und Dynamik, Diagnostik, Klassifikation, Prävention, Beratungskompetenz, Therapie mit differentieller Indikationsstellung und Rehabilitation bei Störungen der sexuellen Funktion, Störungen der sexuellen Entwicklung, Störungen der sexuellen Präferenz, Störungen des sexuellen Verhaltens, Störungen der sexuellen Reproduktion, Störungen im Zusammenhang mit Geschlechtsinkongruenz
  • Besonderheiten und Störungen im Zusammenhang mit der psychosexuellen Entwicklung
  • Indikationsstellung und prognostische Einschätzung (der oben genannten Symptomkomplexe) psychotherapeutischer, organmedizinsicher und medikamentöser Behandlungsansätze
  • Grundlagen zu sexuell übertragbaren Erkrankungen: Epidemiologie, Erreger, Ansteckungswege im Zusammenhang mit dem Sexualverhalten, Therapieoptionen sowie Therapiestrategien, Resistenzsituation, gesellschaftliche Bedeutung von HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten

Modul III: Behandlungsprinzipien und Techniken in der Sexualmedizin (40 h)

Kompetenzziel: Der Teilnehmende kann die sexualmedizinische Basisdiagnostik, insbesondere die ausführliche Sexualanamnese, sowie die sexualmedizinische Beratung und die spezifische sexualmedizinische Behandlung im Einzel- und/oder Paarsetting, z.B. in Form von paarbezogenen gesprächsbasierten Interventionen, selbst durchführen.

 

Sexualmedizinische Diagnostik und Behandlung

  • Techniken der sexualmedizinischen Diagnoseerhebung beim Patienten sowie Paar unter Berücksichtigung des diagnostisch-therapeutischen Zirkels, einschließlich Erstellung einer Sexualanamnese
  • Techniken der sexualmedizinischen Beratung des Patienten bzw. Paares, insbesondere Beratung zu sexueller und reproduktiver Gesundheit, zur partnerschaftlichen Beziehungszufriedenheit und zur HIV-/STI-Prävention auch unter Berücksichtigung der verschiedenen sexuellen Praktiken
  • Fachspezifische sexualmedizinische Gesprächsinterventionen bei einer Sexualstörung, auch im Gefolge anderer Erkrankungen und Störungen bzw. deren Behandlung und/oder im Zusammenhang mit Geschlechtsinkongruenz
  • Techniken einzel- oder paarbezogener gesprächsbasierter Interventionen, die in besonderer Weise auf das sexuelle Erleben und Verhalten Bezug nehmen, indem sie damit verknüpfte Schwierigkeiten, sowie Einschränkungen der sexuellen und partnerschaftlichen Beziehungszufriedenheit thematisieren und zu ihrer Überwindung beitragen, sowie an den Grundbedürfnissen der Patienten (nach Annahme, Vertrauen, Sicherheit, Entwicklungsförderung etc.) ansetzen und deren (Wieder-)Erfüllung ermöglichen
  • Therapieoptionen sowie Therapiestrategien bei HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen

Fallseminare

Anforderung: Der Nachweis über 120 Stunden Fallseminar unter Supervision oder alternativ eine 6-monatige Weiterbildung an einer qualifizierten Weiterbildungsstätte. Der Weiterbildungskurs „Sexualmedizin“ und die darüber hinaus zu absolvierenden Fallseminare können inhaltlich verzahnt und aufeinander bezogen angeboten werden.

Das Fallseminar dient dem Ziel, im unmittelbaren Umgang mit Patientinnen und Patienten anhand von Fällen mit einer Problematik aus den sexualmedizinischen Indikationsgebieten die ärztliche Handlungskompetenz im Bereich der Sexualmedizin zu vertiefen und kontinuierlich zu verbessern. An konkreten Fällen soll in der Auseinandersetzung mit der Arzt-Patient-Beziehung bei der Behandlung sexueller Störungen auf die möglicherweise besonders mit Sexualität verbundenen Übertragungs- und Gegenübertragungsreaktionen/Interaktionen (Übertragungsliebe, erotische Spannung, sexualisierte Atmosphäre, Abgestoßen-Sein etc.) fokussiert werden.

Fallseminare umfassen für den reibungslosen Ablauf von Übungen, Diskussionen, Supervision und Fallarbeit maximal 10 Teilnehmende.

 

Die Teilnehmenden lernen:

  • Das erworbene Wissen und die Handlungskompetenz im konkreten Kontakt mit Patientinnen und Patienten anzuwenden
  • Die Durchführung der sexualmedizinischen Untersuchung und Behandlung auf der Basis personaler und fachlicher Kompetenzen
  • Die Durchführung paarbezogener Interventionen, z.B. in Form von kommunikationszentrierten sexualtherapeutischen Techniken
  • Die fallbezogene Analyse der spezifischen Problemstellungen, die sich in einer sexualmedizinischen Untersuchung und/oder Behandlung ergeben können 

Selbsterfahrung

Das vorliegende Weiterbildungscurriculum sieht außerdem eine themenbezogene Selbsterfahrung vor (50 Stunden). 


Weitere INformationen

Für Ärzt:innen:

Fehlzeiten von mehr als 10% jeweils in Theorievermittlung, Gruppenarbeit und Supervision sind nicht gestattet. Die Ärztinnen und Ärzte erhalten nach Abschluss der Weiterbildung ein entsprechendes Weiterbildungszeugnis zur Vorlage bei der entsprechenden Ärztekammer. Das Führen eines Logbuches ist obligatorisch.

 

Für Psycholog:innen:

Psycholog:innen erhalten nach Abschluss der Weiterbildung einen Termin für eine Abschlussprüfung (45 min), im Rahmen derer ein selbst behandelter Fall vorgestellt werden soll. Danach wird ein Zertifikat ausgestellt.

 

Schweigepflicht

Es sei daran erinnert, dass alle genannten Daten von Patient:innen und Fallbeispielen während des Curriculum der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen, dies gilt entsprechend auch für Nichtärzt:innen.

 

Evaluation

Eine laufende Evaluation des Curriculums wird durchgeführt. Fortbildungspunkte werden bei der ÄKN beantragt.